


Gebrüht wird von Hand! Wer kennt sie nicht mehr die konisch zulaufenden Filterhalter aus Porzellan, die schöne Schriftzüge der Kaffeehersteller trugen? Gerade in der aufstrebenden Wirtschaftsnation Deutschland symbolisierte Kaffee wie kaum ein anderes Getränk Wohlstand nach einer entbehrungsreichen Zeit.
Kaffee galt als Währung der 50er Jahre. Kaum verwunderlich, denn mit jedem Jahr, in dem der Krieg voranschritt, wurde das Exportgut knapper in Deutschland. „Muckefuck“ wurde das bezeichnet, was zum Ersatz für Bohnenkaffee verwendet wurde. Um solch einen spärlichen Ersatz für Kaffee zu erhalten, röstete man Getreide, Bucheckern, aber auch allerlei Kerne, von Weintraubenkernen bis hin zu Kastanien und anderem mehr. Am Ende konnte kaum ein Gebräu geschmacklich auch nur annähernd an die Kaffeebohne kommen und Koffein enthielt Muckefuck auch nicht. Ein Überbleibsel aus dieser Zeit ist der gut bekannte Caro-Kaffee, der ebenfalls aus Getreide hergestellt wird und sich bis heute als Marke hält.
Der Trend der 50er Jahre wurde im Land der Filterkaffeetrinker Deutschland von Jahrzehnt zu Jahrzehnt einmal mehr übertroffen und der Kaffeekonsum pro Kopf stieg an.
Die Zahlen
1953 pro Kopf-Konsum | 1,5 Kilogramm Rohkaffee |
1960 pro Kopf-Konsum | 3 Kilogramm Rohkaffee |
1970 pro Kopf-Konsum | 5 Kilogramm Rohkaffee |
1980 pro Kopf-Konsum | 6,7 Kilogramm Rohkaffee |
Bis 1989 pro Kopf-Konsum | 7,9 Kilogramm Rohkaffee |
Das ist weltweit rekordverdächtig und entspricht einem täglichen Konsum pro Kopf von über einem halben Liter. Wenn man bedenkt, dass in der Statistik auch diejenigen sind, die naturgemäß aufgrund ihres Alters kein Koffein konsumieren, dann ist das schon sehr ordentlich.