Warme und koffeinhaltige Getränke mit Alkohol beleben den Körper und geben ihm seine Vitalität zurück. Eine sehr interessante Variante der alkoholischen Kaffeezubereitung ist der, bei den Ostfriesen in langer Tradition zubereitete, „Pharisäer“.

Was ist ein Pharisäer?

Der Pharisäer ist eine raffinierte Kaffee-Rummischung mit einem Sahnehäubchen. Seine Geschichte beginnt auf der friesischen Insel Nordstrand im 19.Jahrhundert.

Zur Tauffeierlichkeit seines Sohnes lud der Bauer Peter Johannsen den Pastor Georg Bleyer ein. Dieser untersagte seiner Glaubensgemeinde jeglichen Konsum von Alkohol. Um seine Gäste mit dem nötigen Maß an Alkohol versorgen zu können, und die Feiernden bei Laune zu halten, griff der Bauersmann zu einer List.

Er vermischte den Kaffee mit einem guten Schuss Rum. Um den Geruch nach Alkohol zu verbergen und eine Verdunstung zu vermeiden, krönte er das Getränk mit einer Sahnehaube. Dem Pastor entging die zunehmend ausgelassene Stimmung der Gäste nicht, so dass er an dem Heißgetränk roch und den Grund der Fröhlichkeit feststellte. In seiner Wut bezeichnete er alle Anwesenden als „Pharisäer“, und gab damit diesem köstlichen Getränk seinen Namen.

Rezept für die Zubereitung eines Pharisäers

Zutaten für 1 Tasse(200ml) des Nationalgetränkes:

  • ca. 15g gemahlene, geröstete Kaffeebohnen oder Mokka
  • 4cl hochprozentiger, brauner Rum
  • geschlagene, ungesüßte Sahne
  • 1 Stück Würfelzucker

Die gemahlenen Kaffeebohnen in ein Handfiltergerät geben und mit frischen, heißen Wasser aufgießen. Den Rum und die Tasse anwärmen. Danach wird ein Stück Zucker in die Tasse gelegt, mit dem Rum übergossen, und mit auf circa 75 Grad abgekühlten Kaffee aufgefüllt. Den Abschluss bildet die Sahnehaube.

Damit der Pharisäer zum Genuss wird sollte man folgende Punkte beachten:

Der Kaffee
Die Grundlage für einen guten Pharisäer besteht im Kauf von qualitativ hochwertigem und kräftigen Kaffee. Wenn die Möglichkeit zum Mahlen besteht, ist der Erwerb von gerösteten Kaffeebohnen vorteilhaft. Damit erlangt die Kaffeespezialität ein noch intensiveres Aroma. Wer eine besonders starke Kaffeezubereitung wünscht, kann auch auf Mokka zurückgreifen.

Der Rum
Beim Originalrezept der Ostfriesen spielt es keine Rolle, ob für dieses Heißgetränk lang gereifter Rum oder der viel günstigere Jamaika-Rum verwendet wird. Wichtig ist nur das es sich um eine braune Spirituose mit über 50 vol. % handelt.

Die Sahne
Am besten eignet sich eine Sahne mit einem Fettanteil von 30%, die mit dem Handrührgerät aufgeschlagen wird. Fertigsprühsahne ist nicht ratsam, den sie fällt sehr schnell zusammen und der im Getränk enthaltene Alkohol entweicht.

Wie wird ein Pharisäer getrunken?

Dieses Getränk wird nicht wie ein gewöhnlicher Kaffee getrunken, es wird durch die Sahnehaube geschlürft. Auch die Verwendung eines Strohhalmes ist bei den Ostfriesen verpönt.

„Mindestens 4cl Rum machen aus dem Pharisäer erst das Traditionsgetränk.“

Wichtiger Hinweis:

Damit sich das Getränk den Namen „Pharisäer“ verdient, muss unbedingt auf die Zugabe von mindestens 4cl Rum geachtet werden. So hatte sich ein Gast, der in einem Kaffee in Flensburg den Pharisäer getrunken hatte, sich geweigert diesen zu bezahlen, da er zu wenig Alkohol enthielt. Im anschließenden Gerichtsverfahren entschied der Richter, dass mindestens 4cl Rum notwendig sind, um dieser alkoholischen Kaffeespezialität ihren speziellen Geschmack zu verleihen.

Im Privathaushalt kann man allerdings mit mehr oder weniger Kaffee, Zucker oder Rum dem Pharisäer sein eigenes Aroma verleihen.